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Unternehmen berichten: Emissionen reduzieren durch Mobilitätsmaßnahmen

Die Mobilität von Mitarbeitenden hat einen bedeutenden Einfluss auf die Umweltauswirkungen von Unternehmen. Insbesondere das Pendeln und Geschäftsreisen tragen zu den sogenannten Scope 3-Emissionen bei, die indirekte Treibhausgasemissionen abdecken, die außerhalb der direkten betrieblichen Kontrolle liegen. Hat das Unternehmen einen eigenen Fuhrpark, dann fallen sogar Scope 1 Emissionen an. Angesichts der globalen Herausforderungen des Klimawandels ist es von großer Bedeutung, dass Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um diese Emissionen zu reduzieren.

Klimafreundlich unterwegs

Pendeln, ob mit dem Auto, öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad, ist für viele Mitarbeitende ein fester Bestandteil ihres Alltags. Die meisten Verkehrsmittel verursachen jedoch erhebliche Mengen an CO2-Emissionen und anderen Schadstoffen. Gleichzeitig führen Geschäftsreisen zu zusätzlichen Emissionen, insbesondere wenn Flugreisen erforderlich sind. Diese Emissionen können sich schnell summieren und den CO2-Fußabdruck eines Unternehmens erheblich erhöhen.

Glücklicherweise gibt es eine Vielzahl von Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen können, um die Mobilität ihrer Mitarbeitenden umweltfreundlicher zu gestalten und ihre Scope 3-Emissionen zu reduzieren. Durch die Förderung nachhaltiger Verkehrsoptionen, die Einführung flexibler Arbeitsmodelle und die Nutzung digitaler Kommunikationstechnologien können Unternehmen ihre Umweltauswirkungen erheblich verringern und gleichzeitig ihre Arbeitskultur und Effizienz verbessern.

In diesem Blogartikel berichtet die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Berlin Partner, welche Mobilitätsmaßnahmen sie bereits umsetzen konnten. Obwohl sie keinen eigenen Fuhrpark besitzen, konnten sie bereits in verschiedenen Bereichen des Unternehmens reisebedingte Emissionen reduzieren.

Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Interview genommen haben. Wir freuen uns, wenn Sie sich und Ihr Unternehmen den Lesenden kurz vorstellen.

BERLIN PARTNER: Die Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH unterstützt als Wirtschaftsfördergesellschaft das ökonomische Wachstum in Berlin, fördert Wirtschaft, Technologie und Innovation und vermarktet die Vorzüge und Standortvorteile der Hauptstadtregion. Berlin Partner wird von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (SenWEB) gefördert und bietet ihren Berliner Zielgruppenunternehmen daher kostenlose Dienstleistungen für eine nachhaltige Weiterentwicklung am Standort. Das Land Berlin und mehr als 240 Unternehmen, die sich für die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung ihrer Stadt einsetzen, stehen als öffentlich-private Partnerschaft hinter Berlin Partner.

Im Jahr 2020 entwickelte Berlin Partner zusammen mit seinen internen und externen Stakeholdern eine Nachhaltigkeitsstrategie und berichtet seine Aktivitäten und Maßnahmen fortlaufend nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex. Meine Kollegin Dr. Diana Woelki und ich bilden gemeinsam unser Nachhaltigkeitsbeauftragten-Duo. In dieser Funktion koordinieren wir Nachhaltigkeitsmaßnahmen und -berichterstattung und sind nach innen wie nach außen Ansprechpartner zu diesem Thema.

Welche Maßnahmen im Bereich der Mitarbeitendenmobilität haben Sie bereits umgesetzt?

BERLIN PARTNER: Berlin Partner hat einige Maßnahmen getroffen, um das Pendeln sowie Dienstgänge innerhalb Berlins möglichst klimafreundlich zu gestalten. Dazu gehören u.a. ein für alle Mitarbeitenden abrufbares, vergünstigtes BVG-Abonnement (Jobticket) sowie tageweise ausleihbare BVG-Tickets. Darüber hinaus können unsere Mitarbeitenden Shared Mobility Anbieter (z.B. PKW, Fahrräder oder Roller) nutzen und die Kosten nachträglich erstattet bekommen. Für einige Anbieter wurden auch Firmenaccounts eingerichtet, um den Abrechnungsprozess noch einfacher zu gestalten. Berlin Partner hat im Laufe der Jahre seinen Fuhrpark von vier Dienstwagen auf nur noch einen Dienstwagen mit E-Antrieb reduziert. Über „softe“ Angebote wie z.B. die jährliche Teilnahme am Wettbewerb „Wer radelt am meisten“ und dessen Kommunikation ins Haus versuchen wir, zur Nutzung klimafreundlicher Mobilitätslösungen anzuregen. Selbstverständlich trägt auch unsere Betriebsvereinbarung Mobiles Arbeiten mit großzügiger Home-Office Regelung dazu bei, Dienstwege zu reduzieren.

Unsere größte Emissionsquelle sind jedoch unsere Dienstreisen im In- und Ausland (Flugemissionen 2022 rund 170 Tonnen CO2). Die Berlin Partner Reiserichtlinie ist das zentrale Steuerungsinstrument, über welches wir hier laufend Emissionsreduktionen erwirken möchten. So schreibt diese u.a. bereits vor, dass innerdeutsche Dienstreisen klimafreundlich und vorzugsweise mit der Bahn anzutreten und innerdeutsche Flugreisen nur noch in begründeten Ausnahmefällen zulässig sind. Die Präsentation des Wirtschaftsstandortes Berlin insbesondere auf Messen weltweit gehört jedoch zu den Kernaktivitäten unseres Auftrags als Wirtschaftsförderung, weshalb wir die mit den dazu erforderlichen Flugreisen verbundenen Emissionen erst dann signifikant reduzieren werden können, wenn die klimafreundliche Luftfahrt marktreif ist. Den CO2-Ausstoß erforderlicher Dienstflüge kompensieren wir bislang über die Klimaschutzabgabe der Stiftung Naturschutz Berlin. Zumindest für Dienstreisen ins nahe europäische Ausland, z.B. nach Polen oder Tschechien, wird von den Kolleginnen und Kollegen bereits seit längerem vermehrt die Bahn genutzt und Veranstaltungen wie Seminare und Trainings, die nicht unbedingt eine physische Teilnahme erfordern, werden inzwischen häufig digital wahrgenommen.

Sind Sie auf Herausforderungen gestoßen und wie konnten diese überwunden werden?

BERLIN PARTNER: Bei der konkreten Umsetzung der Maßnahmen sind wir auf keine nennenswerten Herausforderungen gestoßen. Dies liegt womöglich daran, dass wir im Rahmen unserer Reiserichtlinie eher mit Incentives statt mit Verboten arbeiten. Hinzu kommt das generelle gesellschaftliche Umdenken, welches sich natürlich auch in unserem täglichen Verhalten widerspiegelt. Dies merken wir vor allem im drastischen Rückgang innerdeutscher Flugreisen. Diese mit der Bahn anzutreten und unterwegs zu arbeiten, wird inzwischen schlichtweg als selbstverständlich angesehen.

Einen begrenzten Handlungsspielraum haben wir zum Beispiel als Mieter in unserem Gebäude, u.a. was den Ausbau von Lade- und Radparkinfrastruktur betrifft. Hier ist unser Lösungsansatz der regelmäßige Dialog mit unserer Vermieterin, welche das Thema Nachhaltigkeit ebenfalls vorantreibt und von dessen Maßnahmen wir als Mieter letztlich auch profitieren.

Unsere aktuell größte Herausforderung ist das Monitoring unserer Scope 3 Emissionen sowie das Messen der direkten Effekte unserer Maßnahmen. Dienstreisen mit dem Flugzeug und der Bahn können wir leicht monitoren, da diese im zentralen Reisebuchungssystem nachgehalten werden – Pendeln und Dienstgänge in Berlin und Brandenburg jedoch nicht. Den damit verbundenen Emissionen können wir uns bislang nur sehr grob über Mitarbeitendenumfragen annähern. Wir arbeiten jedoch mit einem Dienstleister zusammen, um hier zukünftig eine bessere Datengrundlage zu schaffen.

Was möchten Sie Unternehmen mitgeben, die sich nun mit diesem Thema auseinandersetzen wollen?

BERLIN PARTNER: Jedes Unternehmen hat andere Voraussetzungen, andere Möglichkeiten und ein unterschiedlich ausgeprägtes Impact-Potenzial – aber jeder kann seinen Teil zur Mobilitätswende beitragen! Seien Sie mutig und kommunizieren Sie offen mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Suchen Sie, sofern zutreffend, den Dialog mit Ihrer Vermieterin bzw. Ihrem Vermieter. Machen Sie konkrete Verbesserungsvorschläge und verweisen Sie auf Orientierungshilfen und Förderprogramme.

Gerade in unserer Rolle als Wirtschaftsfördereinrichtung verfolgen wir einen konstruktiven und kooperativen Ansatz. Wir zeigen Berliner Vorreiter und gute Beispiele auf und möchten von diesen lernen, wollen selbst aber auch andere Unternehmen inspirieren und somit letztlich gemeinsam die Mobilitätswende gestalten.

Interviewpartner

Robin Bruck

Nachhaltigkeitsbeauftragter | Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH

Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH unterstützt als Wirtschaftsfördergesellschaft das ökonomische Wachstum in Berlin, fördert Wirtschaft, Technologie und Innovation und vermarktet die Vorzüge und Standortvorteile der Hauptstadtregion. Berlin Partner ist zudem auch Träger der Berliner Agentur für Elektromobilität eMO. Diese unterstützt den Markthochlauf der Elektromobilität sowie die Nutzung und Verbreitung innovativer, umweltfreundlicher Mobilitätslösungen für einen nachhaltigen Wirtschaftsverkehr in der Hauptstadtregion. Im Rahmen von MOMA Berlin begleitet sie Unternehmen individuell und kostenlos bei den ersten Schritten bis hin zur Umsetzung nachhaltiger Mobilitätslösungen im Betrieb und für deren Mitarbeitende. Die eMO vernetzt mit Umsetzungspartnern, sowie mit Best-Practice-Unternehmen für den Erfahrungsaustausch. Darüber hinaus ist sie Ansprechpartnerin bei finanziellen, regulatorischen und praktischen Fragen rund um den Aufbau von Ladeinfrastruktur und die Umstellung auf Elektromobilität.

Mehr Informationen zu bundesweiten Fördermöglichkeiten im Bereich Mobilität erhalten Sie auf der Webseite der eMO und in unserem Blogartikel zur Förderung von Klimaschutzmaßnahmen.

Annika Schwochow

Autorin

Annika Schwochow

BVMW | Förderprojekte | Projektmanagerin KliMaWirtschaft