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Unternehmen berichten: Klimaschutz durch Optimierung von Verpackungen

Produzierende Unternehmen stellen Produkte aus Rohstoffen her. Nach der Fertigung werden die Produkte entweder für die Weiterbearbeitung oder als Endprodukt für den Endkonsumenten verpackt und verteilt. Für eine vollständige CO2-Bilanz und umfassende Klimaschutzbemühungen, sind die CO2-Emissionen, die durch Verpackungsmaterialien anfallen relevant. Erfahren Sie, welche Maßnahmen der Duschkabinenhersteller Schulte Home GmbH ergriffen hat, um Emissionen, die durch Verpackungen anfallen zu reduzieren und welche Einsparungen sich ergaben.

Die versteckten Emissionen in Scope 3

Unternehmen, die sich mit ihrer Klimafreundlichkeit befassen, ermitteln Ihre CO2-Bilanz. Dabei werden CO2-Emissionen aus stationären Anlagen, der Heizung, der Kühlung oder aus der Fahrzeugflotte betrachtet und Maßnahmen gegen hohe Emissionswerte ergriffen. Bei vielen Unternehmen fällt jedoch ein Großteil der Emissionen in der vorgelagerten Kette an – im sogenannten Scope 3. Durchschnittlich 80% der Emissionen eines Unternehmens entstehen in der Lieferkette – Grund genug, um eingekaufte Produkte genauer zu betrachten.

 80% der Emissionen eines Unternehmens entstehen in der Lieferkette 

Produzierende Unternehmen kaufen neben Rohstoffen auch Materialien ein, wie zum Beispiel Verpackungsmaterial für den Vertrieb der eigenen Produkte. Es ist wichtig, dass Produkte beim Versand an Händler und Kunden geschützt sind. Leider entsteht dadurch oft ein unvermeidbares Nebenprodukt: Abfall. In den letzten Jahren hat sich das Bewusstsein für Umweltfragen und Nachhaltigkeit stark entwickelt. Sowohl Verbraucher als auch Unternehmen erkennen zunehmend, dass wir unseren Planeten besser schützen müssen, um eine lebenswerte Zukunft für kommende Generationen zu gewährleisten. In diesem Kontext spielt die Abfallvermeidung eine entscheidende Rolle.

Wir haben mit Duschkabinenhersteller Schulte Home GmbH gesprochen, die sich mit dem Thema schon seit einiger Zeit auseinandersetzen. Sie konnten bereits verschiedene Maßnahmen zur Ressourcenschonung und Abfallvermeidung beim Endkunden umsetzen, indem Sie sich bewusst mit dem Einkauf von Verpackungsmaterialen beschäftigt haben.

Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Interview genommen haben. Wir freuen uns, wenn Sie sich und Ihr Unternehmen den Lesenden kurz vorstellen.

SCHULTE: Wir sind ein Duschkabinenhersteller aus dem Sauerland. Als Assistentin der Technischen Leitung und bin für das Kaizen und Lean-Management zuständig. Seit zwei Jahren behandeln wir das Thema Umweltmanagement. Dies ist nun fest in der Unternehmensorganisation verankert.

Welche für Sie besonders interessanten Klimaschutzmaßnahmen haben Sie in Ihrem Unternehmen bereits umgesetzt?

SCHULTE: Als produzierendes Unternehmen beschäftigen wir uns stark mit dem Thema Verpackungen. Unser Ziel ist es, unsere Verpackungsmaterialien, die wir zum Versenden unserer Produkte an die Kunden verwenden, so grün wie möglich zu gestalten und gleichzeitig aber den Produktschutz weiterhin zu gewährleisten. Besonders Styropor ist hier ein großes Thema, da wir viel Glas versenden, das gut geschützt werden muss. Bisher haben wir es geschafft zwei unserer Produkte – Duschrückwände und Badewannenaufsätze – Styropor-frei zu verpacken. Für diese zwei Produkte nutzen wir nun eine Umrandung aus Pappe anstatt aus Styropor. Auch die Folie, die wir einkaufen und als Verpackung nutzen, ist aus recyceltem Material hergestellt.

Wie haben Sie diese Veränderungen genau umgesetzt?

SCHULTE: Wir haben im letzten Jahr gezielt eine neue Stelle besetzt. Der Kollege setzt sich in Vollzeit mit dem Thema Verpackungsoptimierung auseinander. Er schaut sich systematisch unsere Produkte und deren Verpackungen an, tauscht sich mit Lieferanten aus und erstell Konzepte wie man die Verpackungen optimieren kann. Unser Ziel ist es, uns mit diesen Maßnahmen in Richtung Kreislaufwirtschaft zu bewegen.

Konnten Sie mit diesen Maßnahmen bereits CO2 oder sogar Kosten einsparen?

SCHULTE:  Der Wechsel zu recycelter Plastikfolie hat zu einer Kosteneinsparung von ca. 22 % geführt. Zudem konnten wir einen großen Schritt in Richtung Klimaschutz verzeichnen, da wir durch diese Maßnahme ca. 41.000kg CO2e pro Jahr einsparen können. Wir verwenden zudem Papierklebeband für unsere Verpackungen. Davor haben wir Plastikklebeband genutzt. Im Vergleich zahlen wir nun 20 % mehr, erwarten jedoch eine Emissionseinsparung von 7 % gegenüber dem ursprünglichen Klebeband.

Haben Sie weitere Maßnahmen zur Optimierung der Verpackungen umgesetzt, bzw. was haben Sie als nächstes in Planung?

SCHULTE: Wir haben unsere Plastiklieferscheintaschen durch Papierlieferscheintaschen ersetzt. Diese bestehen zu 100 % aus klimaneutralem Papier. Für einige Kunden haben wir außerdem bereits zu digitalen Lieferscheinen wechseln können. Dadurch brauchen wir bei diesen Lieferungen gar keine Lieferscheintaschen, sondern die Kunden erhalten den Lieferschein digital. Die Option eines digitalen Lieferscheins kommt generell auch gut an allerdings benötigen einige Kunden noch einen physischen, dafür haben wir dann aber die Papiertaschen. Die digitalen Lieferscheine sparen uns intern natürlich auch Aufwand und Arbeitszeit, da wir sie nicht extra ausdrucken und bekleben müssen.

Eine weitere Maßnahme die wir bereits umgesetzt haben sind plastikfreie Umreifungsbänder. Für Lieferungen, die aus mehreren Paketen bestehen, müssen die einzelnen Teile aneinander fixiert werden. Dafür haben wir früher Plastikbänder benutzt. Nun benutzen wir wiederverwendbare Spanngurte. Dies sorgt auch bei unseren Kunden für weniger Abfall und mehr Bewusstsein für die Kreislaufwirtschaft. Durch diese Maßnahme können wir jährlich 9,6 km an Kunststoffbändern einsparen.

Gibt es sonst noch Maßnahmen, durch die Sie intern Abfall vermeiden?

SCHULTE: Neben dem Thema Verpackungen unserer Produkte haben wir uns auch stark mit der internen Digitalisierung auseinandergesetzt. Wir sind zum Beispiel auf digitale Unterschriften umgestiegen, um den Bedarf an ausgedrucktem Papier zu reduzieren. Wenn wir jedoch Drucken müssen, dann nutzen wir seit letztem Jahr recyceltes Papier. Dadurch sparen wir 750 kg CO2e im Jahr im Vergleich zu dem davor genutzten neuen weißen Papier. Außerdem trennen wir unseren Müll, auch in der Produktion. Dafür haben wir sogar Zertifikate ausgestellt bekommen, die belegen, dass wir eine korrekte Mülltrennung betreiben und die Materialien wiederverwendet werden.

Was wollen Sie anderen Unternehmen noch mitgeben?

SCHULTE:  Wir können aus Erfahrung sprechen: Fangen Sie einfach erstmal an! Identifizieren Sie, wo bei Ihnen das größte Reduktionspotential liegt. Bei uns waren es die Verpackungen. Daher haben wir uns gezielt darauf fokussiert. Zudem können wir empfehlen die Mitarbeitenden einzubeziehen. Bei der Umsetzung von Maßnahmen geben wir uns Mühe die Mitarbeitenden frühzeitig mit einzubeziehen und an Bord zu holen. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten den Hintergrund einer Maßnahme verstehen und wissen, was von Ihnen erwartet wird und welche Veränderungen die Maßnahme in ihrem Arbeitsalltag bringt. Unsere Mitarbeitenden sind dadurch immer sehr motiviert an den Umsetzungen von Maßnahmen mitzuwirken.

Interviewpartner

Schulte Home – Zuhause im Bad

Seit einem Jahrhundert ist das Familienunternehmen Schulte aus Sundern bekannt für seine innovativen Ideen und hochwertigen Produkte. Von der Duschkabine oder dem Badewannenaufsatz über passende Duschwannen sowie Duschsysteme bis hin zu Badheizkörpern und Duschrückwänden bietet Schulte für jedes Bad die passende Lösung. Getreu dem Motto „einfach zuverlässig“ überzeugt der europäische Marktführer mit einem umfangreichen Produktsortiment für einen vollausgestatteten Duschplatz – Made in Germany. Auch Sondermaßanfertigungen sowie ein umfassendes Service-Angebot von der Beratung über das Aufmaß und die Lieferung bis hin zur Montage gehören zu den Leistungen des Sauerländer Unternehmens mit eigener Logistik („DuschExpress“).

Annika Schwochow

Autorin

Annika Schwochow

BVMW | Förderprojekte | Projektmanagerin KliMaWirtschaft