Unternehmen berichten: Der Weg zur EMAS-Registrierung
Die Schonung unserer Umwelt und nachhaltiges Handeln sind wichtige Themen unserer Zeit. Immer mehr Unternehmen setzen sich das Ziel, ihre Umweltbelastung zu reduzieren und einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen zu fördern. Ein Instrument, das dabei helfen kann, ist das Umweltmanagementsystem nach EMAS. EMAS steht für “Eco-Management und Audit Scheme“ und ist ein freiwilliges Instrument der Europäischen Union zur Förderung des Umweltschutzes in Unternehmen und Organisationen. In diesem Blogartikel berichtet das Unternehmen Taglieber Holzbau GmbH von seinen Erfahrungen mit EMAS. Taglieber ist bereits seit 2000 EMAS-registriert.
Eine Umweltmanagementsystem im Unternehmen einzuführen und somit eine EMAS-Registrierung zu erreichen, erfordert Zeit und einen gewissen Aufwand. Von der ersten Bestandsaufnahme bis zur externen Prüfung dauert die Implementierung des Systems in etwa ein Jahr. Dennoch bietet es sowohl kleinen als auch großen Unternehmen einen hohen Mehrwert in Form von potentiellen Kostensenkungen, die Erfüllung gesetzlicher Pflichten und der Steigerung der Mitarbeitendenbeteiligung. Erfahrungsberichte aus der Praxis können helfen, Unsicherheiten zu überwinden und einen konkreten Eindruck des Implementierungsprozesses zu erlangen. Daher haben wir mit Frau Manz, Geschäftsführerin von der Taglieber Holzbau GmbH gesprochen, die bereits seit 2000 EMAS-registriert sind.
Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Interview genommen haben. Wir freuen uns, wenn Sie sich und Ihr Unternehmen den Lesenden kurz vorstellen.
TAGLIEBER: Wir sind ein Holzbaubetrieb mit Sitz in Oettingen und haben mittlerweile 220 Mitarbeitende, gehören also zu den etwas größeren Unternehmen. Wir sind aus einem kleinen Handwerksbetrieb heraus entstanden und sind auch heute nach wie vor ein Familienunternehmen. Ich führe die Firma gemeinsam mit meinem Vater und meinen Geschwistern und wir sind nun die vierte Generation, die in den Startlöchern steht, das Unternehmen zu übernehmen. Die Kombination aus Tradition und Moderne zeichnet sich durch ein sehr gutes Miteinander der Mitarbeitenden aus und dadurch, dass wir technisch auf dem neuesten Stand sind, was die Produktionsprozesse angeht. Von den Tätigkeiten her sind wir sehr breit aufgestellt. Wir sind aus der klassischen Zimmerei heraus entstanden und arbeiten auch weiterhin in diesem Bereich, aber auch sehr viel im Sanierungsbereich, Hausbau, Gewerbebau, Schreinerei und Treppenbau.
Wieso haben Sie sich damals für eine EMAS-Registrierung entschieden?
TAGLIEBER: Die erste Registrierung fand im Jahr 2000 statt. Als mein Vater den Betrieb in 1987 übernommen hat, ist ihm eigentlich schnell klar geworden, dass er als Unternehmer eine Gesamtverantwortung hat: für den Betrieb, die Mitarbeitenden, die Region und auch die Umwelt. Als 1992 die Klimakonferenz in Rio de Janeiro stattfand hat er sich zum ersten Mal bewusst mit den Klima- und Umweltauswirkungen des Unternehmens und mit dem Kyoto Protokoll beschäftigt. Es war ihm klar, dass wir als Unternehmen umdenken und etwas verändern müssen. Er hat dann Recherche betrieben, wie er das Thema am besten angeht und ist auf EMAS gestoßen. Daran hat ihm gefallen, dass man sich durch die Einführung eines Umweltmanagementsystems strukturiert und regelmäßig damit beschäftigt, wie sich das Wirtschaften auf die Umwelt auswirkt und sich jährlich Umweltziele steckt, um sich kontinuierlich zu verbessern. Seit der Erstregistrierung im Jahr 2000 lassen wir uns in regelmäßigen Abständen durch einen Umweltgutachter prüfen und somit revalidieren. Für ein Unternehmen unserer Größe passiert dies alle vier Jahre.
Man benötigt auch nicht zwingend schon eine Treibhausgasbilanz um ein Umweltmanagementsystem einzuführen. Natürlich hilft es bei der Erfassung der Daten, wenn man diese sowieso schon erfasst, aber andersherum konnten wir nun durch unsere Erfahrung mit EMAS unsere Treibhausgasbilanz für das Projekt KliMaWirtschaft schneller erstellen.
Was hat die EMAS-Registrierung Ihrem Unternehmen gebracht?
TAGLIEBER: Da wir generell als großes Unternehmen gesetzlich dazu verpflichtet sind uns mit Themen aus dem Umweltschutz auseinanderzusetzen, hilft uns EMAS auch dies zu erfüllen. Das Alltagsgeschäft geht natürlich immer vor, aber dank EMAS haben wir feste Abläufe in einem strukturierten System und können dadurch das Umweltmanagement gut in unser Alltagsgeschäft integrieren. Wir setzen uns durch das Umweltmanagementsystem kontinuierlich mit dem Thema auseinander und haben dadurch auch einen guten Überblick darüber, dass wir rechtlich immer alles einhalten und frühzeitig wissen, was auf uns zukommt. Zum anderen hat uns EMAS auch geholfen schon viele tolle Maßnahmen zu identifizieren, z. B. besonders im Bereich der Energieversorgung. Wir haben uns auch andere Optionen wie zum Beispiel ISO14001 angeschaut, aber haben uns dazu entschieden bei EMAS zu bleiben, da dieses ja auch alle Aspekte des 14001 abdeckt, aber dann sogar darüber hinausgeht.
Haben Sie durch den Prozess etwas über Ihr Unternehmen gelernt, worüber Sie sonst vielleicht nicht nachgedacht hätten?
TAGLIEBER: Dadurch, dass wir uns bewusst mit unseren Auswirkungen auf die Umwelt auseinandersetzen, konnten wir schon viele Maßnahmen identifizieren, auf die wir sonst vielleicht erst viel später gekommen wären. Gerade was das Thema Energie betrifft, wurden dank EMAS schon viele Sparmaßnahmen umgesetzt. Bei der Energieversorgung vom Gelände war uns schnell klar, dass wir in Richtung erneuerbare Energien gehen wollen. Da bei uns als Holzbaubetrieb Restholz anfällt, verarbeiten wir dieses auf unserem Gelände zu Hackschnitzeln, die wir zum Heizen nutzen. Dadurch sind wir auf unserem Gelände autark und konnten die Energiekrise gut überwinden, da wir nicht auf Gas angewiesen sind. Auch PV-Anlagen kamen nach und nach dazu, sodass wir mittlerweile mehr Strom produzieren als wir verbrauchen und nun an einer Speicherung für den übriggebliebenen Strom arbeiten, um den Stromverbrauch weiter zu optimieren. Seit 1993 bauen wir Holzhäuser für unsere Kunden und wir haben von Anfang an darauf geachtet Niedrigenergiehäuser zu bauen. Diesen Gedanken haben wir dann auch bei uns auf dem Gelände angewendet und unsere neueren Produktionshallen und Bürogebäude wurden alle mit dieser Niedrigenergiebauweise gebaut. Dies trägt auch dazu bei, dass wir Energie einsparen können. Als Vergleich, unsere Produktionshalle verbraucht etwa ein Drittel an Energie wie eine standardmäßig gebaute Produktionshalle.
Diese Maßnahmen bringen natürlich der Umwelt etwas, aber auch dem Betrieb, da wir unabhängiger werden und auch Kosten einsparen können. Natürlich sind die Maßnahmen oft auch mit Kosten verbunden, aber wir haben eigentlich bisher die Erfahrung gemacht, dass man die Investition sehr schnell wieder reinholt und langfristig Kosten spart.
Sind Sie auf Hindernisse gestoßen und wie wurden diese überwunden?
TAGLIEBER: Die Ersteinführung war schon mit großen Herausforderungen verbunden. Man muss zuerst einmal eine Bestandsaufnahme im Unternehmen durchführen. Dazu muss man also die Kapazitäten, haben die benötigten Daten zu erfassen. EMAS empfiehlt auch, dass man sich Schwerpunkte herauspickt, sich auf die größten und wesentlichen Stellschrauben konzentriert. Diese muss man also erstmal für das eigene Unternehmen identifizieren. Wir haben uns für diesen Schritt dann auch externe Unterstützung durch ein Beratungsunternehmen aus der Region dazu geholt. Mittlerweile läuft das Thema EMAS bei uns auch ohne externe Beratung. Auch den Austausch mit dem Umweltgutachter, der alle paar Jahre kommt, finden wir sehr hilfreich. Dadurch bekommen wir immer ganz viele neue Ideen mitgegeben, die wir dann bei uns im Unternehmen gezielt umsetzen können.
Was wollen Sie Unternehmen mitgeben, die sich jetzt mit dem Thema EMAS beschäftigen?
TAGLIEBER: Wenn nötig und finanziell möglich dann empfehlen, wir sich eine externe Beratung mit dazu zu holen, denn das hilft dabei sich neben dem Alltagsgeschäft durch den EMAS Prozess zu arbeiten. Ganz wichtig ist es die Mitarbeitenden mitzunehmen, da es besonders am Anfang auch ein bisschen aufwendiger sein kann. Wenn diese den Sinn und Zweck dieses Themas verinnerlicht haben, dann werden sie auch zur treibenden Kraft. Wir bekommen regelmäßig gute Ideen von unseren Mitarbeitenden und diese stehen auch hinter den Veränderungen. Außerdem sollte man auch die Rechtssicherheit, die so ein System wie EMAS hergibt, im Hinterkopf behalten, wenn man überlegt, ob sich eine EMAS Registrierung für das eigene Unternehmen lohnt. Solche Themen können im Alltagsgeschäft schnell untergehen und das Umweltmanagementsystem sorgt dafür, dass wir einen Überblick darüber behalten, was auf uns zukommt. Es ist außerdem auch ein schönes Gefühl, wenn man etwas Gutes tut und das auch glaubwürdig nach Außen kommunizieren kann. Dies kommt auch bei Kunden, Mitarbeitenden und Bewerbern gut an.
Autorin
Annika Schwochow
BVMW | Förderprojekte | Projektmanagerin KliMaWirtschaft