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So gelingt grünes Personalmanagement – 6 Tipps für Green HRM

Bei der Verknüpfung von Klimaschutz mit Personalmanagement ist es naheliegend, zuerst an die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität zu denken. Zum Beispiel, indem Sie die eigenen Klimaschutzaktivitäten transparent darstellen und so Ihre Arbeitgebermarke stärken. Über die Kommunikation hinaus bietet das Personalmanagement jedoch vielfältige Ansätze zum Erreichen von Klimazielen beizutragen. In diesem Artikel geben wir Ihnen Tipps, wie Sie das in Ihrem Unternehmen einfach und erfolgreich angehen können.

Seit über zehn Jahren wird in der Forschung und Praxis der Begriff Green HRM (Human Ressource Management) geprägt, was so viel wie ökologisches Personalmanagement bedeutet. Unter Green HRM werden alle Aspekte und Praktiken des Personalmanagements verstanden, die das Ziel der ökologischen Nachhaltigkeit verfolgen (Dron, Müller-Camen und Obereder [2018, S. 44]). Green HRM zielt nicht ausschließlich auf die ökologische Nachhaltigkeit ab, sondern zahlt oftmals ebenso auf die soziale Nachhaltigkeit ein.

Doch Green HRM ist nicht nur ein Sammelbegriff, sondern auch ein Ansatz, der besagt im Rahmen aller Personalmanagement-Aktivitäten auf ökologische Nachhaltigkeit zu achten bzw. diese daran auszurichten. Im Mittelpunkt steht dabei Ressourcen zu schonen und klimafreundliches Verhalten bei Mitarbeitenden zu fördern.

1. Gehen Sie systematisch vor und beginnen Sie mit dem Status Quo

Es geht darum, dass Sie aus der Vielfalt an Möglichkeiten, die für Ihr Unternehmen individuell passenden und sinnvollen herausfiltern. Grundsätzlich ist keine Maßnahme verkehrt. Doch ohne Plan wächst die Gefahr sich zu verzetteln oder die Orientierung zu verlieren, was sich negativ auf den Erfolg und die Motivation auswirkt.

Gliedern Sie klimaschonende HRM-Aktivitäten in eine bestehende Nachhaltigkeits- oder Klimaschutzstrategie ein oder seien Sie Treiber für eine solche. Strategie ist ein wichtiger Bereich des Personalmanagements, weshalb die Personalabteilung hier eine aktive Rolle einnehmen kann. Auch, weil sie mit allen anderen Bereichen in Verbindung steht.

Erheben Sie zunächst den Status Quo in Ihrem Unternehmen. Was wird bereits unternommen? Wie sind die Einstellungen und das Verhalten beim Thema betrieblicher Klimaschutz unter den Beschäftigten? Welche Spannungen ergeben sich bei dem Thema? Daraus lassen sich wichtige Erkenntnisse für die Planung und Umsetzung von Instrumenten und Konzepten gewinnen. Diese sollten authentisch sein und zum Unternehmen passen. Für Unterstützung dabei, oder die Qualifizierung von Mitarbeitenden gibt es bereits spezialisierte Dienstleister wie plant values, HRMgreen oder HR4Green.

2. Geben Sie den Mitarbeitenden die Möglichkeit Veränderung zu gestalten

Ebenso wie systematisches Vorgehen braucht es bei Veränderungen in Unternehmen die Bereitschaft der Mitarbeitenden dazu. Im Sinne der Personalentwicklung handelt es sich dabei um eine zentrale Aufgabe des Personalmanagements.

  1. Informieren Sie die Mitarbeitenden und sensibilisieren Sie für die Relevanz des Themas. Hier ist es ratsam einen Sinnbezug zu der eigenen Tätigkeit herzustellen.
  2. Schaffen Sie Möglichkeiten für klimaschonendes Handeln am Arbeitsplatz bzw. für die Mitarbeitenden (bspw. Klimaschutz in den Reiserichtlinien und der Arbeitsplatzgestaltung berücksichtigen).

Bewusstsein und Kompetenzen können über Informationsveranstaltungen, Trainings und gemeinsame freiwillige Hilfsaktionen gebildet werden. Stellen Sie eine Beispielsammlung für Klimaschutzmaßnahmen zusammen, die die Beschäftigen einfach in Ihren Büroalltag integrieren können. Wenn sich ein Bewusstsein verfestigt hat, werden Erinnerungen und Vorgaben auch weniger als Bevormundung, sondern öfter als zentral für die Erreichung des gemeinsamen Ziels gesehen.

Gleichzeitig sollten die Mitarbeitenden motiviert werden Ideen und Vorschläge einzubringen. Dazu können Sie Umfragen durchführen oder Wettbewerbe veranstalten, bei denen die Teilnehmenden an Umsetzungserfolgen direkt beteiligt werden. Es gibt auch sogenannte „Green Teams“, in denen Mitarbeitende selbstorganisiert, freiwillig und flexibel nach Lösungen für unternehmensspezifische ökologische Herausforderungen suchen.

3. Klimaschutz als Vorteil im Werben um Fachkräfte

Einen Beitrag zum Klimaschutz als Unternehmen nachzuweisen ist zunehmend ein Faktor im Hinblick auf die Rekrutierung neuer, gerade junger Fachkräfte, aber auch bei der Bindung von Angestellten.

Deshalb sind Klimaschutzmaßnahmen auch Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel. Sie machen sich als Arbeitgeber unterscheidbar und bieten Identifikationspotential für Arbeitnehmende, die Wert auf klimabewusste Unternehmen legen.

Wenn Sie Ihre Arbeitgebermarke durch Engagement beim Klimaschutz stärken wollen, ist eine authentische Darstellung unabdingbar. Es kommt nicht darauf an, alles richtig zu machen, sondern glaubhaft den eigenen Weg zu vermitteln und bereit zu sein, wirkliche Veränderungen hin zu einer klimaschonenden Wirtschaftsweise vorzunehmen.

Zum einen sollten Sie über umgesetzte oder geplante Klimaschutzaktivitäten nach innen und außen kommunizieren. Hier gilt, es ist ersichtlich, wenn Maßnahmen nur zum Zweck der Kommunikation ergriffen werden. Zum anderen können Sie auch Flagge zeigen und Organisationen, Initiativen oder Projekte unterstützen, die sich für den Klimaschutz einsetzen.

Umgekehrt können Sie durch die Auswahl qualifizierter und ökologisch orientierter Bewerber:innen das Thema in der gesamten Organisation stärken. Dazu können Sie „grüne“ Jobportale wie bspw. Jobverde, GoodJobs oder Talents4Good nutzen und sich dort auch beraten lassen.

4. Praktische Anregungen für leicht umsetzbare Klimaschutzmaßnahmen im Recruiting

  • Die persönliche Begegnung ist nicht zu ersetzen, aber dort wo es möglich und sinnvoll ist, sollten digitale Möglichkeiten für Vorstellungsgespräche bevorzugt werden. Hier bieten sich z.B. die ersten Runde der Vorstellungsgespräche an.
  • Bei persönlichen Gesprächen klimaschonende Anreisemöglichkeiten für Bewerber:innen vorschlagen bzw. präferieren. Zudem Termine so legen, dass eine Anreise mit dem Zug am gleichen Tag möglich ist.
  • Stichwort papierfreies Büro: Beim Ausdrucken von Bewerbungsunterlagen Papier sparen, indem Sie nur die relevanten Seiten drucken, beidseitig drucken oder diese digitale vorliegen haben.
  • Auf klimaschädliche Give Aways auf Jobmessen verzichten. Umgekehrt können klimafreundliche Werbegeschenke oder Broschüren einen positiven Eindruck erzeugen.

5. Mit gutem Beispiel vorangehen

Führungskräfte nehmen eine Vorbildfunktion ein, so auch beim Klimaschutz.

Gerade bei mittelständischen Unternehmen zeigt sich, dass die Unterstützung für das Thema durch die Inhabenden oder die Geschäftsleitung ein entscheidender Erfolgsfaktor für betrieblichen Klimaschutz ist.

Wenn darüber offen kommuniziert und pro-ökologisches Verhalten anerkannt wird, sind die Mitarbeitenden auch eher bereit, sich zu engagieren. Die Personalabteilung ist deshalb gefragt, das Thema Klimabewusstsein bzw. -schutz in die Führungskräfteentwicklung zu integrieren.

Gleichzeitig kann ein weiter Hebel sein, ökologische Ziele in die Beurteilungssysteme von Führungskräften und Mitarbeitenden aufzunehmen. Denn hier spiegeln sich die Kultur und die strategischen Ziele eines Unternehmens wider. Ökologische Beurteilungskriterien sollten zu beidem passen sowie authentisch und nachvollziehbar sein, um eine Wirkung zu erzielen. Wer einen Schritt weiter gehen möchte, kann auch ökologische Ziele wie Emissionsreduktionen in die Berechnung von Boni einfließen lassen. Zudem können Anreize über ein betriebliches Vorschlagssystem gesetzt werden, damit Mitarbeitende eigene Ideen entwickeln und so eingebunden werden.

6. Wie kommen Mitarbeitende zum Arbeitsplatz? Möglichst gut gelaunt und klimaschonend

Ein Dauerbrenner beim betrieblichen Klimaschutz ist das Thema Mobilität und was die Mitarbeitenden angeht, hat das Personalmanagement auch hier seine Finger im Spiel. Der Arbeitsweg kann den Mitarbeitenden nicht vorgeschrieben werden, aber es lassen sich Anreize und Strukturen für klimafreundliche Alternativen schaffen. Möglichkeiten dazu gibt es einige, bspw.

  • bezuschusste ÖPNV-Tickets
  • Benefits für Auto- (bevorzugt elektrische) und Fahrrad-Sharing-Angebot
  • ausreichend gute Fahrradstellplätze
  • Ladestationen für E-Autos
  • Aktionen oder Wettbewerbe unter den Mitarbeitenden, wie in den Sommermonaten komplett auf das Auto zu verzichten (lässt sich auch gut mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement verknüpfen).
  • Flexible Arbeitsgestaltung und Home-Office-Tage ermöglichen. Die Einsparungen im Büro sind in der Regel größer als der Verbrauch zu Hause.

Bei Dienstreisen lassen sich über Reiserichtlinien klimafreundliche Anregungen oder Vorgaben machen. Dazu gehört die Wahl der Transportmittel oder auch die Ausstattung mit Dienstwägen. Dieser Punkt kann heikel sein aufgrund von Reisekomfort und Preisfragen. Hier sollte ein Ausgleich angestrebt werden. Gleichzeitig hilft es bereits, sich damit auseinanderzusetzen.

Für Unternehmen, die auch in Zukunft erfolgreich sein wollen, ist es wichtig, Klimaschutz in der Organisation zu integrieren und zu fördern. Dabei ist Personalmanagement ein Schlüssel zum Erfolg.

Die genannten Punkte und Vorschläge zeigen, beim Thema ökologisches Personalmanagement ist eine ganze Menge möglich. Gleichzeitig kann nicht alles sofort umgesetzt werden und das muss es auch nicht. Gehen sie mit Umsicht vor: verschaffen Sie sich einen Überblick und entscheiden Sie, was in Ihrem Unternehmen Sinn macht und womit Sie beginnen möchten. Entwickeln Sie dabei ein Bewusstsein und gestalten Sie eine Unternehmenskultur, die den Klimaschutz integriert und unterstütz.

lächelnder Mann im Anzug

Autor

Fabian Bernnat

BVMW | Förderprojekte | Projektmanager KliMaWirtschaft