Mit klimafreundlichem Produktdesign CO2-Emissionen einsparen
Klima- und Umweltschutz spielt für den Mittelstand zunehmend eine wichtige Rolle. Nicht nur durch äußeren Druck, sondern auch aufgrund eigener Werte investieren Unternehmen vermehrt in den betrieblichen Klimaschutz. Dabei müssen alle Unternehmensbereiche und –prozesse betrachtet werden. Im Produktdesigns liegen viele Ansatzmöglichkeiten, um die CO2-Emissionen langfristig zu reduzieren.
In der gesamten Produktionskette eines Produktes fallen CO2-Emissionen an: Bei der Herstellung, der Verteilung, der Verwendung und der Entsorgung. Als Produkte gelten sowohl Endprodukte als auch Teilprodukte einer Fertigungskette und Dienstleistungen. Produktgestalter:innen haben daher einen großen Einfluss auf die Umweltauswirkungen eines Unternehmens, denn in allen Schritten liegen Optimierungspotentiale.
Produktdesign ist ein Prozess
Produktdesign verbindet technische, ästhetische, ökonomische, ökologische und soziale Zusammenhänge. Bei einem klimafreundlichem Produktdesign wird der gesamte Lebenszyklus eines Produktes betrachtet.
Bereits in der Rohstoffgewinnung lassen sich CO2-Emissionen reduzieren, wenn auf umweltverträgliche Materialien wie Holz, Papier, Textilien oder Leder gesetzt wird. Diese sollten möglichst recycelt oder aus kontrollierten biologischen Anbau, langlebig, lokal gewonnen und biologisch abbaubar sein. Umweltzeichen wie der Blaue Engel können dabei als Orientierung dienen.
In der Produktion liegt der Fokus besonders auf der Ressourceneffizienz: Einsparung von Energie, Wasser und Rohstoffen sowie einer lokalen Fertigung und der Einsatz von Recyclingmaterialien. Hier lohnt sich ein Blick auf die Energieeffizienz der Produktionshallen, denn Gebäude sind für einen Großteil der Co2-Emissionen zuständig.
Bei der Verteilung kann auf Reduktion von Verpackungsmaterial oder die Wieder- und Weiterverwendung gesetzt werden. Auch der Vertrieb bietet Potenziale, sei es durch die Zustellung zum Endkonsumenten durch einen Fahrradkurier oder effizientere Logistik. Von vornherein sollte auf ein geringeres Volumen und Gewicht geachtet werden, da somit sowohl Kosten als auch CO2-Emissionen vermieden werden können.
Neue und alte Geschäftsmodelle
Viele der Maßnahmen lassen sich in ein bestehendes Geschäftsmodell etablieren. Einige bringen jedoch Umstrukturierungen von Unternehmensprozessen und neue Angebote mit sich. Besonders bei der Entsorgung eines Produktes wird dies deutlich: Anstatt das Produkt nach der Nutzung als Abfall zu entsorgen, sollte in geschlossenen Stoffkreisläufen gedacht werden. Eine Möglichkeit ist die Wiederaufbereitung von defekten Produkten. Dies könnte zum Beispiel gemeinsam mit Kund:innen erfolgen, in Form einer Reperaturwerkstatt. Etwas komplexer ist die Weiterverwertung einzelner Produktteile oder das Recycling der Materialien. Durch diese Prozesse wird die Nutzungsdauer eines Produkts verlängert und es können sich neue Geschäftsbereiche, zum Beispiel durch einen Reperaturservice oder durch die Vermietung von Produkten entwickeln.
Grafik ©Jacqueline Ullmann für Fraunhofer FIT
Klimafreundliches Produktdesign: Das Ökodesign
Ökodesign ist ein Gestaltungsansatz, der mögliche Umweltbelastungen bereits im Entwicklungsprozess mitdenkt und versucht diese zu verringern. Die Prinzipien dahinter sind Langlebigkeit, Material- und Energieeffizienz sowie Kreislauffähigkeit. Zudem sollten die Produkte reparierbar, problemstoffarm und aus nachwachsenden Rohstoffen sein.
Mit der Ökodesign-Richtlinie wurden auf europäische Ebene Kriterien festgelegt, die sich an den Bereichen Idee und Gesamtkonzeption, Material- und Energieeinsatz, Gestaltung und Konstruktion, Schadstoffe und Abfälle, Sozial- und Gesundheitsverträglichkeit sowie Produktkommunikation und Serviceleistungen orientieren. Jeder einzelne Bereich muss in den verschiedenen Lebenszyklusstadien bedacht werden. Daraus ergibt sich eine Matrix mit 30 Ansatzpunkten mit Möglichkeiten der Reduktion negativer Umweltauswirkungen. Sie gilt für Produktgruppen, die energieverbrauchsrelevant sind, über ein signifikantes Einsparpotenzial verfügen oder ein ausreichendes Marktvolumen haben.
Umweltauswirkungen verringern mit Mehrweg-Versandsystem
Die memo AG, ein Versandhandel für nachhaltigen Bürobedarf, bietet bereits seit 2012 neben den klassischen Versandkartons als Alternative die “memo Box” an. Durch den Einsatz dieser wiederverwendbaren Kunststoff-Versandbox konnte bereits eine Vielzahl an Versandkartons eingespart werden. Positiver Nebeneffekt: die Boxen sind deutlich stabiler als herkömmliche Versandboxen.
Ein inzwischen weitverbreitetes Beispiel für das Umdenken von Unternehmen ist die Vielzahl an Waterless-Produkten: Von Putz- und Spülmittel in Tablettenform bis zu Zahnpastatabletten und Hafermilchpulver. Auch hier gehen die positiven Umweltauswirken durch das geringere Transportvolumen und Lagerfläche mit einem Komfortgewinn für die Kund:innen durch ein geringeres Tragegewicht einher.
Klimafreundliche Dienstleistungen
Ein Produkt kann neben einem materiellem Gut auch ein Immaterielles sein, also eine Dienstleistung. Dazu zählen Veranstaltungen, die durch die Anreise der Teilnehmenden, Übernachtungen oder Catering verantwortlich für hohe CO2-Emissionen sein können. Das Umweltbundesamt hat eine praktische Checkliste mit Tipps und Tricks für nachhaltige Veranstaltungen entwickelt. Reinschauen lohnt sich!
Klimafreundlichkeit als Entscheidungskriterium
Bei der Produktplanung der Zukunft werden nicht nur Kosten, sondern auch Umwelt- und Klimaauswirkungen ein elementareres Kriterium sein. Für Unternehmen bietet ein klimafreundliches Produktdesign neue Chancen: Niedrigere Kosten durch die Einsparung von Rohstoffen, die Ansprache neuer Zielgruppen oder höhere Attraktivität für Investor:innen und Arbeitskräfte. Zudem können Einnahmen aus einer Erweiterung des bestehenden Geschäftsmodells generiert werden. Die Vorteile überwiegen: Es ist Zeit die eigenen Produkte zu überdenken und weiterzuentwickeln.
Autorin
Saskia Schmidt
BVMW | Förderprojekte | Projektmanagerin KliMaWirtschaft