So viel Spaß macht Energieeffizienz – 6 Schritte zu Ihren Energiesparmaßnahmen
Energieeffizienzmaßnahmen machen sich nicht nur im Geldbeutel bemerkbar, sondern reduzieren gleichzeitig die CO₂-Emissionen. Doch beim Thema Energieeffizienz wissen viele Unternehmen nicht, wo und wie sie anfangen sollen – dabei wird das Thema nicht nur aufgrund steigender Energiekosten immer wichtiger. Erfahren Sie, wie Unternehmer:Innen einen ersten Einstieg finden.
„Ich weiß gar nicht, wo ich bei dem Thema anfangen soll!“, „Unsere Kunden wollen, dass wir ‚grüner‘ werden“, „Sich neben dem Alltagsgeschäft noch mit so einem komplexen Thema zu beschäftigen, ist schlichtweg unmöglich!“. Diese und viele weitere Aussagen hört man, wenn man sich mit Unternehmer:Innen zum Thema Energie unterhält.
Doch Energiesparen ist leichter als gedacht.
Wer bei Energieeffizienz im Unternehmen an große, kostenpflichte und langwierige Prozesse denkt, dem sei gesagt: Manchmal reicht schon ein Anruf, ein wenig Dämmmaterial oder logisches Mitdenken, um den Energieverbrauch zu reduzieren. Dies zeigen immer wieder Beispiele aus der Praxis:
Ein Krankenhaus hatte vor ein paar Jahren eine ganz neue Heizungsanlage mit Frischwasserstation einbauen lassen. Leider war niemanden aufgefallen, dass einige Anschlüsse, Flansche, Ventile und Pumpen durch den Heizungsbauer nicht isoliert waren. „Die Anlage ist ja noch ganz neu. Viel werden die Wärmeverluste schon nicht kosten!“ so die Aussage des Betreibers. Ein Energieberater rechnete nach und konnte nachweisen, dass durch die fehlende Isolierung jährlich ca. 1.400 € Energie verschwendet wurden. Die einmalige Isolierung kostete ca. 2.200 €. Die Maßnahme amortisierte sich also innerhalb von ca. 1,6 Jahren und sparte dann jedes Jahr viel Geld.
In einem Supermarkt für Sportartikel waren die Klimatisierung und die Heizung von unterschiedlichen Handwerkern installiert worden. Dies führte dazu, dass die Heizung ansprang, obwohl die Klimatisierung lief und andersherum. Der Einbau einer simplen Steuerung kostete 8.000 € sparte aber 20.000 € Energiekosten pro Jahr ein.
Weiterhin wurde in die Lüftung ein CO2-Sensor installiert, über den die Luftmengen bedarfsgerecht gesteuert werden konnten. Kosten: 2.900 €, Einsparungen 5.500 € pro Jahr.
Über diese einfachen Maßnahmen spart das Unternehmen nun ca. 95 t CO2 ein.
Jetzt sind Sie dran
Legen auch Sie los und reduzieren Sie Ihren Energieverbrauch. Halten Sie sich dabei an folgende sechs Schritte.
Schritt 1: Finden Sie Ihre Energiefressser
Wo fängt man am besten an? Beim Thema Energie ist es wie bei vielen Themen im Leben: Oft sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ein guter Einstieg ist daher erst einmal zu ermitteln, welche die zehn größten Energieverbraucher im Unternehmen sind. Die notwendigen Daten sind hierfür sind in den meisten Unternehmen bereits vorhanden. Manchmal müssen sie durch den Einbau von Zählern ermittelt werden. Mit den zehn Hauptverbrauchern betrachtet man meist schon 50 bis 60 Prozent des gesamten Energieverbrauchs.
Schritt 2: Vorhandenes Wissen nutzen
Oft gibt es bereits viele Ideen im Unternehmen, um unterschiedlichste Maßnahmen umzusetzen. Vom günstigeren Einkauf über mögliche Ideen zur Einsparung bis hin zur eigenen Erzeugung von Energie sind viele Ansätze in den Köpfen vorhanden. Rund 30 Prozent der guten, umsetzbaren Ideen kommen aus der Belegschaft, schätzen Experten und Expertinnen. Daher lohnt es sich für Unternehmen häufig, ihren Mitarbeitenden zuzuhören und ihre Ideen miteinzubeziehen. Nutzen Sie das Wissen Ihrer Mitarbeitenden!
Schritt 3: Informieren
Sollten Sie über ein „Ich habe da mal gehört“ und ein „Das könnte doch auch für uns interessant sein“ nicht hinauskommen, kann ein Gespräch mit Expert:Innen, die Gedanken zu sortieren. Energieagenturen oder Energieberatende bieten hierzu ein sogenanntes Energiegespräch an und können, wenn im Nachgang Investitionskosten und Amortisationszeiten berechnen. Diese Berechnungen ergeben Zahlen und Werte, wo vorher nur Annahmen und Vermutungen waren und werden eher mit konservativen Werten als mit zu überschwänglichen Zahlen erstellt- damit es am Ende eher freudige, als böse Überraschungen gibt. Sie bilden somit eine gute Entscheidungsgrundlage.
Ein solches Gespräch hilft bei der Einschätzung der eigenen Ideen und liefert Impulse für weitere gute Ansätze. Unternehmen profitieren dabei von der Erfahrung aus zahlreichen Projekten und branchenübergreifend Anregungen.
Zudem finden Sie auf den Webseiten einiger Energieagenturen bereits Checklisten oder Informationsmaterialien.
Schritt 4: Maßnahmen umsetzen
Für die Umsetzung der Maßnahmen empfiehlt es sich Deadlines und Zuständigkeiten festzusetzen. Nutzen Sie die Motivation und das Engagement Ihrer Mitarbeitenden für das Thema: Bilden Sie ein „Energie-Team“. Das Team behält die Maßnahmen, Fristen und Entwicklungen im Blick und bietet für andere Mitarbeitende eine Anlaufstelle.
Ein schöner Nebeneffekt: Die Mitarbeitenden fühlen sich wirksam und verantwortlich, was die Bindung an ein Unternehmen stärkt.
Schritt 5: Die Energie weiter im Blick behalten
Sind die Maßnahmen umgesetzt oder angestoßen, kann man sich beruhigt wieder anderen Themen widmen. Dabei sollten Unternehmen jedoch nicht den Blick auf Neuerungen und weitere Verbesserungsmöglichkeiten verlieren und Energieeffizienz stets mitdenken. Sorgen Sie zudem dafür, dass die Umsetzung von einigen Energieeffizienzmaßnahmen keine einmalige Sache war, sondern sichern Sie eine fortlaufende Verbesserung. Räumen Sie regelmäßige Termine für das Thema ein, Dokumentieren Sie Einsparungen und werten Sie die Maßnahmen aus.
Schritt 6: Lassen Sie die Welt an Ihrem Prozess teilhaben
Ihre Energieeffizienzmaßnahmen gehören veröffentlicht. Kommunizieren Sie über Ihr Vorhaben und Ihren Weg dahin und zeigen Sie damit Ihren Kund:innen, potenziellen Arbeitskräften oder Investor:innen Ihre Bemühungen. Bleiben Sie dabei authentisch und realistisch.
Energieeffizienz ist gar nicht so kompliziert, wie wir manchmal glauben. Im Gegenteil: Energieeffizienz macht richtig Spaß!
Autor
Robert Weicht
Herr Weicht leitet das Themenfeld Energieeffiziente Unternehmen bei der LEA LandesEnergieAgentur Hessen GmbH (LEA Hessen), wo er sich für die Umsetzung von Energieeffizienz-Maßnahmen in die betriebliche Praxis einsetzt. Hier gibt es mehr Informationen zu Energieeffizienz, Netzwerken und den Angeboten der LEA Hessen für Unternehmen.
Nebenher engagiert Weicht sich noch als Lehrbeauftragter für das Fach „Sustainable Business Management“ am Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier.